musik & lyrik

wir rennen

(dieses gedicht wurde ausgewählt für einen abdruck in der diesjährigen ausgabe des bandes der ’nationalbibliothek des deutschsprachigen gedichtes‘)

tonversion für stimme und e-bass:

text & musik – benedikt vonder muehll, stimme – lucas roessner

wir rennen

wie uns gesagt wird

durchs leben.

ob wir weit kommen

oder nicht

interessiert

die weite nicht

die unendlich große

sie umgibt uns

sowieso.

der anfang wird uns

gesetzt

aufs ende rennen

wir zu.

wohin?

in die weite

die bleibt.

ins nichts?

alles bleibt

ungleich.

wir dürfen

nichts verpassen

?

wir dürfen nicht

verpassen einzuhalten.

vielleicht hören

und verstehen wir

die innere stimme

die alles weiß

auch über die weite.

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endlich

endlich

müde vist du

lässt dich fallen

schwer

tauchst durch die luft

die dich zu tragen versucht

leicht macht und schweben lässt

scheinbar unendlich

ein mächtiger stoss wirft dich in die höhe

lässt dich fliegen

wild

tanzt du deinen totentanz

doch wirst du wieder von der schwere erfasst

und fällst weiter

tiefer

hinab bis zum boden

wo du lautlos aufschlägst

wie ein augenlid niederfällt

das sich nie wieder hebt

den blick fahl in dunkle unendlichkeit gerichtet

dich auflösend

bis du aufhörst zu sein

vor diesem ende

stehe ich

da

in deinem augenblick

eine kleine ewigkeit

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